Ausgangssituation und Handlungsbedarf
Schwangerschaft und Geburt sind die größten Geschenke des Lebens. An Fragen wie „was tue ich bei Problemen mit dem Stillen“, „welche Babynahrung ist die richtige“ oder „was mache ich, mein Kind ist ein Schreikind“ und ähnliches denkt erstmal niemand. Kommen jedoch Beziehungsprobleme, Eifersucht älterer Geschwister, wirtschaftliche Schwierigkeiten oder psychische Erkrankungen während der Schwangerschaft und nach der Entbindung dazu, ist eine ernsthafte Krise in den betroffenen Familien oft nicht mehr weit.
Kinder großzuziehen und zu erziehen ist auch in geordneten, wirtschaftlich und sozial abgesicherten Verhältnissen kein Kinderspiel. Oft jedoch wird diese anspruchsvolle Aufgabe durch widrige äußere Bedingungen in den Familien erschwert. Dazu zählen vor allem geringe finanzielle Mittel (Einkommen, Arbeitslosigkeit), schwierige Lebensumstände (kleine Wohnung, Sozialstruktur im Wohnviertel, wenig Raum für Kinder drinnen und draußen), Beziehungsstress (zwischen den Eltern, zwischen Eltern und Kindern, fehlender Partner), Belastung durch Trennung, Scheidung, Krankheiten, Isolation der Familie, Verfall traditioneller Familiestrukturen.
Dieses Projekt versteht sich als ein präventives Angebot für Familien, die Unterstützung in einer Überforderungssituation brauchen, weil sie vor oder nach der Geburt eines Kindes eine einschneidende Veränderung des Alltags erfahren. Die Geburt eines oder eines weiteren Kindes kann eine schon vorhandene Problematik erheblich verschärfen und den Alltag aus den Fugen geraten lassen.
Projektziele
Um Krisen abzufangen, zu mildern oder gar nicht entstehen zu lassen, möchte der Kinderschutzbund Lindenberg in Zusammenarbeit mit dem Kinderschutzbund Lindau ein unbürokratisches, für die Familien kostenfreies und alltagsbezogenes Angebot anbieten, das schon in der Schwangerschaft und/oder unmittelbar nach der Geburt in Anspruch genommen werden kann.
Der frühzeitigen, niederschwelligen Unterstützung von Eltern kommt dadurch eine besondere Bedeutung zu. Die aufsuchende Familienhilfe hat dabei folgende Ziele:
- Zusammen mit den Eltern die Signale des Kindes (und der Geschwisterkinder) erkennen und interpretieren lernen, um den Eltern zu helfen, angemessen auf die Bedürfnisse des Säuglings/ der Kinder zu reagieren.
- Die elterlichen Kompetenzen stärken, ihre intuitiven Fähigkeiten im Umgang mit dem Kind / den Kindern unterstützen.
- Hilfen erarbeiten, die zur Entlastung der Familie beitragen (unter Berücksichtigung ihrer aktuellen Familiensituation) und somit den Beziehungsaufbau der Eltern zum Neugeborenen und den evtl. vorhandenen Geschwistern unterstützen.
Primär ist das Ziel, der Familie zu helfen, ihren Alltag wieder gut meistern zu können, Überforderungssituationen zu entschärfen oder zu vermeiden und die Familie dabei zu unterstützen, ihre eigenen Kräfte zu mobilisieren. Langfristig möchte das Projekt Vertrauen aufbauen, verlässlicher Ansprechpartner vor Ort sein und vermitteln, dass es absolut erwünscht und in Ordnung ist, sich Rat und Unterstützung zu holen – je früher, desto besser!
Eltern sollen ihre neue Rolle mit Zuversicht und Vertrauen übernehmen, den neuen Lebensabschnitt eigenverantwortlich gestalten lernen, Kinder gesund, sicher und mit Freude erfolgreich in ihrer Entwicklung unterstützen und eine Balance zwischen Paar- und Elternrolle finden.
Maßnahmen
Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Kinderschutzbund Lindau soll der obere und untere Landkreis vernetzt werden. Die Familienhelferinnen in den einzelnen Gemeinden sollen als Vertrauenspersonen für alle Fragen rund um die Familienhilfe eingesetzt und für diese Aufgabe aus- und weitergebildet und die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen (z.B. Erziehungsberatungsstelle) intensiviert werden.
Dieses Angebot soll auf keinen Fall die schon vorhandenen Fachleute und Stellen ersetzen, sondern im Gegenteil, eine Basis schaffen, den Weg zu anderen Hilfsangeboten und Institutionen zu ermöglichen und die Türen in verschiedene Richtungen öffnen.
Eine wichtige Unterscheidung ist dabei, dass das Projekt „Neugebor(g)en“ kein Ersatz, sondern eine Ergänzung zur sozialpädagogischen Familienhilfe bietet!
Projekttitel | Neugebor(g)en |
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Projektträger | Deutscher Kinderschutzbund Ortsverband Lindenberg/Westallgäu e.V. |
Projektgebiet | LAG-Gebiet |
Beteiligte LAG | Regionalentwicklung Westallgäu-Bayerischer Bodensee |
Gesamtkosten | 48.680 Euro |
Fördersumme | 23.272 Euro |
Projektlaufzeit | 2009-2012 |
Förderinstrument | LEADER 2007-2013 |
Bezug zum REK | Förderung von Familien, insbesondere in der frühen Phase (Schlüsselprojekt 26) |